Geschichten

Zum Gedenken an Heinrich Pageler

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, den 15.Mai 1955 um 2 Uhr nachts, machte sich der Dorfschmied Heinrich Pageler auf den Weg nach Bremen.
Mit nagelneuen Holzschuhen an den Füssen und einen Rucksack mit 10 Pfennig und Marschgepäck auf dem Rücken, ging er vom Dötlinger Bahnhof in Aschensedt los.
Wie vorher gesagt, kam er um 9 Uhr morgens auf dem Bremer Domshof frisch und munter und bester Laune, an.
Anlass dieses spektakulären nächtlichen Spazierganges war eine Wette.
Dies Wette kam am Stammtisch zustande.

 


Der Grund der Wette war, dass man dem Dorfschmied in seinem Alter von 68 Jahren nicht mehr zutraute, einen Hektar Land an einem Tage umzupflügen,-natürlich mit dem Pferd-
Er war darüber sehr erbost und ärgerlich.
"Ick marschiere noch hüt Nacht nach Bremen", war seine Antwort.
Denn einen Hektar Land pflügen soll nach bäuerlichen Regeln einer Marschleistung von 40km gleichzusetzten.
Da Heini Pageler auch in Holzschuhen immer gepflügt hat, benutzte er diese auch auf seinem Weg nach Bremen.
Er fühlte sichstark und mutig genug um den Rückweg zu Fuß anzutrten.Aber zurück ging es mit dem Auto und zudem winkten DM 30,00 als Preis für die gewonne Wette.
Diese Gegebenheit nahmen einige Fußballfreunde des F:C:Hockensberg zum Anlass, zur Erinnerung an Heinrich Pageler, ebenfalls zu einem Marsch nach Bremen aufzurufen.
Diesem Aufruf folgten 39 Mutige am 07.08.1977 und trafen sich morgens und marschierten um 6.15 Uhr von der Kreuzung inAschenstedt los und bewältigten die Strecke in ca. 8 Stunden. Sie waren in bester Stimmung, dass sie es geschafft haben, als der Bürgermeister Otto Flegesie alle am Roland begrüßte.
Die Rückfahrt wurde mit dem Bus zurückgelegt.
Im 10-Jahresturnus erfolgte am 13.07.1987 erneut ein Marsch gen Bremen.
Dieses Mal haben sich 69 Wanderlustige getroffen,um ihren Vorgängern nachzueifern. Die Gruppe startete um 6.00 Uhr ab Aschenstedter Kreuzung und wurden nach 8-stündigem Marsch, der in der Delmenhorster Fußgängerzone zur Stärkung unterbrochen wurde, vom Bremer Sportsenator Dr.Henning Scherf und Ernst August Bode, als Verteter für die Gemeinde Dötlingen, am Roland freundlich begrüßt.
Dabei wurde dem Senator von der Gemeinde ein Wappenteller überreicht. Dr. Scherf zollte den Dötlingern nicht nur Respekt, da er selber ein guter Marathonläufer ist, sondern erklärtesich zu einem Gegenbesuch bereit, sollte einer seitens Bremen stattfinden.
Auch dieses Mal nahm man die angenehme Busfahrt zur Rückreise gerne an. Der Tradition folgend und dem "3 mal ist Bremer Recht"gerecht zuwerden, plante man 1997 wieder einen Trip zur Weser.
Am Sonntag dem 31.08.1997 um 6.00 Uhr in der Frühe erfolgte der Start in gewohnter Art.
Dieses Mal waren leider nur 27 Teilnehmer, -Kinder,Frauen,Männer, die sich der Herausforderung stellten.
Die Strecke führte über die B 213 zur Delmenhorster Fußgängerzone, wo gegen 10.00 Uhr ein Zwischenstop eingelegt wurde. Mit Speis und Trank versorgt, ging es weiter über die B75.
Da sich die Gruppe auseinandergezogen hatte, wurde an der Weserbrücke ein Zwischenhalt gemacht und dann ging es gemeinsam den letzten Restder Strecke bis zum Roland.
Nach einer angenehmen Pause stand ein Bus für die Heimfahrt bereit.
Möge diese Tradition lange erhalten bleiben und zum guten Dorfleben und Zusammenhalten beitragen.

Georg Langner


Meine Schulzeit

In der Volksschule Aschenbeck waren alle acht Schuljahre in einem Klassenzimmer untergebracht. Die Kinder der Schulacht kamen aus Altona, Langewand, Busch, Birkenbusch, Aschenstedt, zum Holze, Krim, Trahe, Sande und Aschenbeck. Es waren ca. 28-36.
Wie es in unserer Schule zuging, davon möchte ich berichten:
Ostern 1929 war mein 1.Schultag. In meinem Jahrgang waren wir vier Jungen und zwei Mädchen Manche Jahrgänge hatten auch nur zwei Schüler. Auf den ersten Schultag freuten sich alle Kinder. Eine Schultüte gab es noch nicht, aber einen Tornister, eine Schiefertafel, mehrere Griffel und viele Ostereier, die lagen auf den Plätzen oder wir suchten sie draußen. Jeder ABC-Schütze musste ein Lied vorsingen, meist sangen alle das Lied mit dem Schluss: " Onkel Wispeler, dreh dich rum ", zu unserer Freude tat er das auch immer wieder. Ein Märchen wurde vorgelesen. Es wurden draussen und drinnen Spiele veranstaltet, so ging der erste Schultag zu Ende. Am nächsten Tag wurde es dann ernster. Das große und das kleine I wurden auf die Tafel gemalt. So ging es laufend weiter mit den Buchstaben und Zahlen. Unser Jahrgang hat über acht Jahre nur einen Lehrer gehabt, Herrn Wispeler, der 1924 von Varrel an unsere Schule versetzt wurde, als Hauptlehrer und Schulleiter. Der 23. März, Geburtstag von "Onkel Wispeler ", war immer ein grosses Ereignis. Die Oberklasse hatte am Tag vorher den Klassenraum geschmückt. Hinter jedem Bild ein grüner Zweig, auf dem Pult Schneeglöckchen, Primeln, Weidenkätzchen und Osterblumen. Rundherum waren Efeuranken befestigt, auch um die hohe Klapptafel und die Tafel hinter dem Lehrerpult. Auf dieser stand geschrieben: HEUTE RUHT DER STOCK, und auf der Klapptafel standen in Schönschrift Geburtstagswünsche, umrahmt von besonders schön gemalten Schneeglöckchen. An diesem Morgen war kein Unterricht, nur Vorlesen. Dabei wünschten wir uns besonders gern die Geschichte mit dem Zwetschgenmus, es wurden draussen auf dem Schulhof Spiele veranstaltet oder eine Schnitzeljagd im hinter dem Schulhof gelegenen Muhlewald.
Auch sonst wurde der Unterricht viel draussen abgehalten, wir saßen dann auf den Baumstämmen und im hohen "Kitzelgras" und haben gesungen, Kopfrechnen praktiziert, Gedichte vorgetragen und hatten Pflanzenkunde. Oft gingen wir weiter zur Quelle nach Aschenbeck und suchten Pflanzen und kleine Tiere, dabei mussten wir auf Kreuzottern achten,. Wir hatten also schon damals unser Waldklassenzimmer".
Abwechslung gab es im Laufe des Schuljahres durch Lehrerkonferenzen, Studenten für 14 Tage, Turnfeste, Ausflüge, Weihnachtsfeiern mit Aufführungen, Theaterbesuche im Bremer Schauspielhaus.
Bei einer Konferenz saßen die acht Lehrer der Gemeinde in einer Reihe an der Wand und verfolgten alles, was sich während des Unterrichtes abspielte, da gab es auch manchmal grosses Lob.
Wir hatten viel Sport. Auf der Strasse wurde gelaufen, geworfen , gespielt wurde Schlagball, Völkerball, Schockball und Vertreiben. Bei den Turnfesten, immer in einem anderen Ort der Gemeinde, holten wir oft den 1. Preis. Meistens ein grosses Bild. Die "Aschenbecker waren als gute Turner und Spieler bekannt. Beim Turnfest gab es Erbsensuppe oder wir wurden bei Familien aufgeteilt.
Unsere Ausflüge waren einfach herrlich. Wir fuhren mit geschmückten Pferden und Wagen in die schöne Umgegend, die Eltern waren auch dabei. Wir bekamen unseren Bauern zugeteilt und schmückten am Tage vorher den Wagen mit Grünem und Stremeln. Ich meine, es waren ca. acht mit Kindern und Eltern besetzte Wagen, wenn sich der Zug in Bewegung setzte. Während der Fahrt wurde dann aus voller Kehle unsere schönen Volkslieder gesungen. Am Ziel gab es meistens Rutschbahnen, Rundlauf oder ähnliches und wir vertrieben uns die Zeit mit Eierlaufen, Sackhüpfen und anderen Spielen. Für das leibliche Wohl gab es entweder mitgenommenes Picknick oder vorher bestellten Eintopf. Müde und glücklich kamen wir am Abend heim.
In der Weihnachtszeit gab es eine schöne Feier mit eigener Theateraufführung in Denkers Saal. "Onkel Grieme" half unserem Lehrer beim einüben. "Tante Grieme" besorgte in Bremen Leihkostüme und in den weiteren Jahren Eintrittskarten für das Bremer Schauspielhaus. Wir fuhren mit dem Zug, hatten aber auch vor der Aufführung noch Spass im Kaufhaus "Karstadt", da waren ja die Rolltreppen. Bei unserer Weihnachtsfeier in Denkers Saal kam auch der Weihnachtsmann -Onkel Grieme- mit einem grossen Sack voller Päckchen. Vorher wurde der Saal, die Bühne und der grosse Tannenbaum festlich geschmückt. Der Saal war dann voll besetzt mit Eltern, Angehörigen und vielen Aschenstedtern.
In jedem Jahr wurde ein Klassenfoto aufgenommen. Am Tage vorher hieß es dann: Morgen kommt der Fotograf, ohne Schürze und auch sonst ordentlich erscheinen.
Das Alltägliche in der Schule.
Beim Kopfrechnen, Kleinem und Grossem Einmaleins, sowie Kettenrechnen standen zuerst alle, bei richtiger Antwort durften wir uns setzen. Auch rechneten die Älteren mit den Jüngeren. In der einen Ecke vom Flur der vom 7.Schuljahr mit dem 1. und 2., der vom 8. Schuljahr mit dem 3.und 4. Schuljahr. Diktat hatten Ober-und Unterklasse gemeinsam. Nur der Text war ein anderer. Beim Nachsehen wurden die Tafeln oder Hefte getauscht. Ja, wir hatten fast acht Jahre Schiefertafeln, im letzten Jahr auch Hefte. Für Schönschreiben, Diktate und Aufsätze gab es aber die ganzen Jahre auch Hefte. Ich habe die 12. Tafel heile behalten.
In unserem Stundenplan standen: Schreiben und Lesen, Rechtschreibung und Aufsatz, Rechnen, Heimat- und Erdkunde, Geschichte, Naturkunde, Religion, Sport und Singen.
Die Mädchen hatten "Klassenbeschäftigung". Zwei Mädchen blieben in der grossen Pause in der Klasse, wischten Staub, ordneten die Bücherei, gossen die vielen Topfblumen, rollten die vielen Ansichtsbilder in in den Lehrmittelschrank u.s.w..
Die Jungen füllten im Winter die Brikett- und Torfkästen auf, hackten auch schon mal Anmachholz. Wenn neue Lieferungen kamen, Brikett, Eierkohlen und Torf, mussten diese gestapelt werden, dass brachte aber viel Spass, und bei Tante Wispeler gab es als Belohnung zu trinken und zu schlickern.
Die Mädchen hatten außerdem Handarbeit bei Frau Wispeler. Später bei Fräulein Elfriede Voß, spätere Frau Engelbart. Es wurde gestickt, gestopft, mit der Hand oder der Nähmaschine genäht. Wir häkelten Tafel- und Topflappen, Deckchen, entwarfen Muster zum Sticken und Stricken und schafften es sogar, Strümpfe fertig zu stricken. An der Nähmaschine wurde meist eine Schürze oder eine Decke genäht.
Wenn es im Sommer um 10 Uhr 25 Grad warm war, gab es Hitzefrei.
Im 4.Schuljahr übte Herr Wispeler mit den Kindern, die zur Höheren Schule wollten.
Im letzten Schuljahr redete Herr Wispeler mit uns über die Zukunft. Weil ich zur Handelsschule nach Delmenhorst gehen sollte, kam ich bei manchen Stunden öfter dran und bekam auch mehr Hausaufgaben auf. Bei der Aufnahmeprüfung für die Handelsschule habe ich diese dann auch gut bestanden.
Ostern 1937 wurde ich aus der Schule entlassen und konfimiert.
Ich denke auch jetzt noch, dass ich eine schöne Volksschulzeit hatte.

Anneliese Koppermann, geb. Kläner


"Wie ich Aschenstedt erlebte"

Nachdem ich Januar 1945 mit meinen Kindern meine Ostpreußische Heimat verlassen musste, wurde mir nach schreckensvollen Wochen und Jahren hinter Stacheldraht, im Oktober 1948 Dötlingen als neue Heimat zugewiesen.
Wir stiegen auf einem menschenleeren Bahnhof aus. Ein erstaunter Bahnbeamter erklärte mir, dies wäre Aschenstedt, Dötlingen ist zwei Kilometer entfernt.Einleerer Kartoffelwagen nahm uns mit. Kein Mensch zu sehen, dann tauchte eine alte Schmiede auf. Ich sah einen Feuerschein und einen freundlich grüssenden Schmied. Ein Bild, wie ich es von meinem Heimatdorf kannte.
Ich bekam eine kleine Wohnung in der Pastorei zugewiesen. Meine Angst vor dem recht grossen Pastor Geisemeier war bald verschwunden. Er wusste immer Rat in aller Not.
In einem alten Zinkwaschkessel hatte ich ein paar gerettete Sachen; aber zum Wäsche waschen war er schon ungeeignet. Der Boden war verrostet. Ich hörte des Pastors Stimme:" Packen Sie das Ding auf den Gepäckträger und fahren Sie zur Schmiede. Der Schmied hat das Herz auf dem rechten Fleck und hat auvh schon Schweres durchgemacht. Er war auch in russischer Gefangenschaft. "
Also fuhr ich los. Eine schwarze Hand streckte sich mir entgegen. Mit freundlichem Gesicht und netten Worten wurde ich begrüsst.
Am nächsten Tag konnte ich meinen Kessel mit neuem Boden abholen. Nach dem Preis gefragt, erhielt ich eine Antwort und wusste nicht ob ich weinen und lachen sollte. Ein gutes Gespräch folgte noch und ich erfuhr, dass mein Fritz, wenn er aus der Gefangenschaft kommt, bestimmt im Zimmereibetrieb Garms Arbeit findet.
Das war auch Spätherbst 1949 der Fall.
Als dann noch unsere Freunde, Familie Schachtschneider, nach Aschenstedt zogen, wurde ihre Blumenwelt mir ein sehr schöner Ausflugsort ganz in der Nähe.
Ich liebe Aschenstedt und seine Bewohner.

Erna Bork


Nun kommt ein Lied von unserem Fried - unserm altbekannten Schmied


Die Schmiede, um die sich alles dreht,
sehr lange schon in Aschenstedt steht.
Fried´s Vater, vielen bekannt,
schon hier am Schmiedefeuer stand.
Und als sein Sohn, der Friederich, heranwuchs, gross, starkgliederich,
da sprach der Vater so zu sich:
"Der wird auch Schmied, genau wie ich!"
Er nahm ihn zu sich in die Lehr,"
Die Zügel kurz" bei meiner Ehr!
Würd heut´die Lehrzeit so ausgehn´,
müssten die Meister allein in der Werkstatt stehn.
Unser Friedrich hatte Kopf und Kraft
und hat den Gesellenbrief mit links gemacht.
Ging noch ein paar Jahre auf die Walz-
das schadet ihm keinesfalls.
Wie gut die Laufbahn weiter lief,
zeigt in der Stub´der Meisterbrief.
Er hängt als Schmuckstück an der Wand.
Und wir, wir kennen Fried seine Hand.
Ich sag´es laut, es ist nicht gelogen,
er hat das Eisen ohne Schraubstock gebogen.
Doch auch manch Schmuckstück hat er gemacht
und in die Verzinkerei gebracht .
Diese Goldschmiedearbeiten taten viele lieben,
nur leider hat Fried dafür zu günstige Rechnungen geschrieben.
Fried blieb ein Aschenstedter Original
und war beliebt bei jedem und überall.
Nun ist er vom vielen Schaffen müd.
Hab´Dank für Vieles, lieber Fried.

Erna Bork


Winterfreude am Rodelplatz

Winter und Schnee in Aschenstedt ist wie die Sahara im Regen Fast nicht möglich.
Wenn aber mal Schnee fiel, dann gab es keinen schöneren Spielplatz als den Rodelberg.
Schließlich gibt es hier in Aschenstedt in der Nähe der Straße "In den Bergen" (wo auch sonst)
die schönsten und schwierigsten Pisten in ganz Dötlingen.Nur zur Seilbahn hat es noch nicht gereicht. Gemeinsam wurden zahllose Wettfahrten ausgeführt. Wer fährt am schnellsten, am weitesten, mit Sprungschanze oder im Slalom. Hier hatte ich dank meines üppigen Körpergewichtes
doch leichte Vorteile.
Richtig spannend wurde es wenn abends: die Piste mit Wasser vereist wurde so konnten am besten neue Rekorde aufgestellt werden. Langweilig wurde es nie es sei denn Erwachsende kamen als "Aufpasser" mit, die uns mit Gruselgeschichten zum aufpassen zwingen wollten so sollte es auf der "Gruselwaldpiste" (zwischen den Bäumen) Gespenster geben und ein Junge hätte sich beim zu schnellen fahren ein Bein gebrochen zwecklos diese Geschichten, eher Anreiz schneller zu fahren.

Olaf Schachtschneider


Blick Richtung Birkenbusch

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